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■ .net.work » de » 2016 » 6 » Usability und mieses Webdesign - Wenn selbst die Großen versagen
Published: 29.06.2016 00:00:00
Categories: allgemein
Heute war es soweit: Der USB-Stick, der meinen Raspberry Pi mit der HomeMatic verbindet hat seinen Geist aufgegeben. Nach etwas Recherche kam ich zu der Erkenntnis, dass das wohl nicht so selten vorkommt. Aber kein Problem: Ist ja Amazon, da gabs eigentlich nie ein Problem mit der Garantie.
Also direkt den Artikel unter meinen Bestellungen gesucht:
Praktischerweise gibt es ja gleich rechts einen großen Button “Artikel zurücksenden oder ersetzen”
Wenn man darauf klickt, landet man dort:
Aha. Zum Glück ist dort ja ein Hilfelink “Rückgabebedingungen ansehen”. Dieser öffnet eine Hilfeseite über die Rückgabefristen:
Unter dem Punkt Mängelhaftung gibt es einen Link zu den “Reklamationen”. Na endlich. Gefunden. Geklickt und es öffnet sich folgende Seite:
Ab hier ist es klar. “Reklamation nach 30 Tagen” ist natürlich der korrekte Link. Der dann folgende Seite öffnet:
Ok. Wieder einen Schritt weiter. Allmählich muss ich an den Passierschein A38 denken.
https://www.youtube.com/watch?v=lIiUR2gV0xk
Aber ich gebe nicht auf. “Unseren Kundenservice” scheint das Mittel der Wahl zu sein. Und richtig! Endlich! Endlich… kann ich erneut meine Bestellung suchen:
Nachdem ich die Bestellung angeklickt habe ändert sich der Bereich - auf magische Web 2.0 Weise - in folgende Ansicht:
Und praktischerweise erscheint rechts auch schon der richtige Button “Artikel zurücksenden oder ersetzen”. Ein klick hierauf und man kommt zu…. (Tusch!)
Wenn die Seite nun bekannt vorkommt: Ja. Es ist exakt die gleiche wie am Anfang.
Ab diesem Zeitpunkt sind die ersten Leisen Flüche zu vernehmen.
Das gleiche wie oben.
Diesmal war ich schlauer, denn ich habe der Versuchung widerstanden erneut auf “Artikel zurücksenden oder ersetzen” zu klicken. Das konnte ja auch nicht gehen, ich Dummerchen. Stattdessen habe ich brav die Dropdowns unter “2” ausgefüllt:
Zur Belohnung klappt unten nicht nur ein Video auf, dass erklärt, wie man seinen Artikel zurücksendet (Spoiler-Alarm: Der erklärt nur, wie es theoretisch ginge, wenn man innerhalb der ersten 30 Tage etwas zurücksenden möchte, hilft also nicht bei meinem Anliegen), sondern es erscheint ein neuer “Artikel zurücksenden oder ersetzen” - Button. Diesmal farblich deutlich hervorgehoben. Also drauf geklickt und…
Ja. Das Bild sollte allmählich bekannt vorkommen. Hatten wir schon. Zweimal um genau zu sein. Die Flüche lassen ab diesen Zeitpunkt selbst Donald Trump als einen sympatischen, freundlichen Menschen erscheinen.
Wie Schritt 10-19
Wenn man sich das Ganze genauer anschaut erkennt man, dass über dem Video auch ein neuer Link zu finden ist:
Das Online-Rücksendezentrum! Gott schütze das Online-Rücksendezentrum! Die größte Erfindung seit der Teflonpfanne im 16:9 - Format. Endlich! Finale!
Nur mühsam unterdrücke ich den Drang, einen Autokorso durch Hamburg zu starten. Ist nachts um eins vielleicht auch nicht gut für die nachbarschaftlichen Beziehungen. Aber egal: Ein Klick hierauf bringt mich auf eine NEUE Seite. Verrückt, was die sich für Arbeit machen, und das alles nur für mich…:
Klick auf “Artikel zurücksenden”
Jetzt darf ich erst einmal wieder meine Bestellung suchen. Respektive eben nicht suchen, sondern durchklicken. Eine Suchfunktion gibt es diesmal nämlich nicht:
Die Bestellung ist gefunden; Ich klicke auf “Artikel zurücksenden order ersetzen”
Ok. Ich träume heute Nacht von “Dieser Artikel kann nicht mehr zurückgegeben werden”.
Wie 10-19
Nachdem ich wieder folgendes Bild auf meinem Monitor sehe:
widerstehe ich der Versuchung auf den klar hervorgehobenen Button “Artikel zurücksenden oder ersetzen” zu klicken
https://www.youtube.com/watch?v=nNl-lD10BZw
Stattdessen scrolle ich herunter bis ans Ende der Seite und entdecke kleine dezente Links, die mich zu einem E-Mail-Formular bringen.
Ja. Das wars tatsächlich. Das war die spannende Geschichte, wie ich es gegen alle Widrigkeiten geschafft habe, einen Garantiefall bei Amazon anzumelden. Chuck Norris hätte schon drei Schritte vorher aufgegeben.
Man sollte seine Webanwendung immer erst einmal von jemanden testen lassen, der es nicht selber programmiert hat. (Vorausgesetzt, das ist wirklich nur eine grottenschlechte Usability und kein absichtlicher Versuch, die Kunden vom Einfordern der Garantie abzuhalten)